Athe-Experiment: Bildschirmzeit reduzieren
Herr Mathews fragte mich neulich, ob ich Interesse an einem Experiment hätte – ich solle meine Bildschirmzeit auf die Hälfte reduzieren. Meine Reaktion war erst einmal skeptisch, weil ich dachte, dass es etwas Sinnloses sei und es schließlich niemanden interessiert, von meiner Erfahrung zu lesen. Ich tat es dann aber doch und fing an einem Freitag an und beschränkte meine Bildschirmzeit von durchschnittlich vier Stunden auf maximal zwei Stunden täglich – und das bis zum nächsten Freitag. Nun möchte ich hier von meiner Woche berichten.
Am ersten Tag bemerkte ich tatsächlich noch keine großen Veränderungen, weil ich, wie üblich, aufwachte und in die Schule ging und den Rest des Tages damit verbrachte, einfache Dinge zu erledigen, die jeder im Alltag zu tun hat. Statt mein Handy zu benutzen, versuchte ich erst einmal einen Plan für die kommende Woche auszumachen, ich überlegte, was ich alles tun könnte, um mir die Zeit in den kommenden Tagen zu vertreiben, ohne dabei mein Handy nutzen zu müssen. (2std und 4 Minuten Bildschirmzeit)
Am Samstag war ein sehr guter Tag, denn ich hatte gerade einmal 40 Minuten Bildschirmzeit am Ende des Tages. Dies lag daran, dass ich den ganzen Tag mit meinen Freunden unterwegs war und sich mir somit keine Gelegenheit geboten hat, mein Handy zu benutzen. (40 Minuten Bildschirmzeit)
Der Sonntag war ein Tag, an dem ich die Bildschirmzeit um knapp zehn Minuten überzogen habe. Ich bin erst spät aufgewacht und habe mich den ganzen Nachmittag über beschäftigen können. Ich verbrachte den Tag endlich mal wieder damit zu lesen (etwas, das ich monatelang nicht mehr tat). Das Problem war jedoch am Abend: die zuvor angesparte Bildschirmzeit war weg; ich musste für meine anstehende Matheklausur lernen und verbrachte über eine Stunde im Videoanruf, um gemeinsam zu lernen. (2std und 16 Minuten Bildschirmzeit)
Am Montag und den restlichen Tagen nutzte ich eine Art Schlupfloch des Experiments. Ich hörte oftmals Musik, ohne dabei meine Bildschirmzeit zu überziehen – das Handy war schließlich aus und die Kopfhörer waren an. Dies war sehr hilfreich, manchmal hörte ich Musik nebenbei, manchmal auch völlig ohne Nebensachen.
Das Lesen war eine weitere gute Beschäftigung, zum Ende hin fragte ich mich tatsächlich, warum ich überhaupt damit aufgehört habe.
An zwei Tagen kam es auch vor, dass ich am Abend einen Film schaute und dies nicht zur Bildschirmzeit dazugezählt habe (es war ja schließlich nicht am Handy). Dies ist vielleicht kritisch zu betrachten, ich bezeichne es jedoch als Grauzone. (Immer zwischen 1std und 35-50 Minuten)
Ein deutlicher Rückgang ist mir bei TikTok aufgefallen. Ich habe tagsüber nahezu vollständig auf TikTok verzichtet, weil es einfach zu viel Zeit verschwendet. Lediglich am Morgen habe ich die App häufig benutzt, weil sie eine schnelle Unterhaltung bieten kann; das Lesen erfordert Ruhe und Aufmerksamkeit, TikTok nicht! Der Verzicht auf TikTok und das allgemeine Einschränken meiner Bildschirmzeit fielen mir überraschend einfach, ich hatte nur selten die Lust, TikTok zu öffnen und auch sonst spürte ich nicht häufig das Verlangen nach dem Handy, es war hier und da etwas langweiliger, sicherlich; das ist aber nichts wirklich Schwieriges gewesen. Es war für mich nie ein großes Problem, auf mein Handy zu verzichten, es fühlte sich nicht wie eine Art ,,Entzug“ an.
Zusammenfassend kann ich die Erfahrung tatsächlich allen empfehlen, es war teilweise auch ziemlich lustig, sich genauestens zu überlegen, wie man sich seine Zeit einteilt. Außerdem findet man wieder Motivation und Zeit für alte Dinge, die man zuvor (mehr oder weniger beabsichtigt) aufgeschoben hat. Es war eine Woche für sich, wenn man es so beschreiben möchte. Ich muss leider auch zugeben, dass meine Bildschirmzeit nicht mehr auf zwei Stunden begrenzt ist und ich das Handy somit wieder häufiger und länger nutze. Ich bin also in alte Verhaltensschemen gefallen. Ob dies nun gut ist, mag selbstverständlich zu hinterfragen sein, jedoch beeinflusst es mein Leben nicht in einem spürbar negativen Sinne.
von Servan Baskim