Athe-International: Tagebuch eines Auslandjahres – Teil I: Planung auf den letzten Drücker
Vielleicht erinnern sich noch einige von euch an meine Beiträge über den dreimonatigen Frankreich-Austausch, den ich vor zwei Jahren gemacht habe. Nun ist es 2023 und es hat mich schon wieder in ein anderes Land verschlagen. Dieses Mal Richtung Norden. Für ein Jahr werde ich, Julie Poulain, in Stavanger, einer an der süd-westlichen Küste Norwegens liegende Stadt, zur Schule gehen und euch von meiner Auslandserfahrung berichten.
Für mich ist es jetzt schon ein Monat her, dass ich hierhergekommen bin, neun Monate bleiben mir noch. Das klingt zugleich nach viel, als auch nach wenig Zeit. In diesem Monat habe ich schon viel von Norwegen sehen dürfen, meine neue Schule kennengelernt, als auch meine Gasteltern. Doch fangen wir von vorne an:
Wir reisen ins Jahr 2022. Ich bin in der zehnten Klasse und beginne mit dem Gedanken zu spielen, nächstes Jahr ins Ausland zu gehen. Das Erste, was mir in den Kopf kommt: Island oder Norwegen. Da ich zweites aber schon aus diversen Familienurlauben kenne, entscheide ich mich vorerst für Island. Leider fehlt hierbei aber ein wenig die Unterstützung meiner Eltern. Ihrer Meinung nach werde ich Isländisch danach nie wieder gebrauchen können und so kann ich einfach nur hoffen, dass ich eines Tages die Möglichkeit finde, selbst dort hin zu reisen. Auf das Sprachproblem angesprochen, verlässt mich nun auch der Mut, Norwegen in Angriff zu nehmen und so fällt meine Idee auf Kanada. Doch auch hier entsteht bald ein Schlussstrich unter der Planung, da dieses Land wohl eines der teuersten ist, wenn es zu Auslandsjahren dort kommt. Norwegen kam dann erst wieder in Sicht, nachdem ich auch Irland und Schottland von meiner Liste gestrichen habe und auch da wollte man es mir nicht leicht machen. Wir (das heißt meine Mutter und ich) waren mit der Planung zu einem Auslandsjahr nun ziemlich spät dran. Inzwischen war es Frühjahr 2023. Tatsächlich waren wir im Gespräch mit einer Organisation, die mir immer noch die Möglichkeit eines Auslandjahres geben wollte, doch nachdem ich auch von ihnen eine Absage bekam, nahm meine Hoffnung stetig ab. Nun bekamen wir aber den Tipp einer Bekannten, Waldorfschulen anzuschreiben und zu fragen, ob sie bereit wären, mich für ein Schuljahr dort aufzunehmen. Nun hatte ich selbst noch nie Erfahrungen mit Waldorfschulen gesammelt, doch verfolgte ich diese Idee, von dem Wunsch getrieben, mein Auslandsjahr schlussendlich doch wahrmachen zu können.

Und tatsächlich, nach vier verschiedenen Mails bekamen wir endlich eine positive Antwort. Die Direktorin der Waldorfschule aus Stavanger wollte gerne einen Videocall mit mir machen, um mich besser kennenzulernen und so taten wir genau das. Zu meiner Überraschung war sie selbst Deutsche und vor einigen Jahren nach Norwegen gezogen und so hätte uns die Kommunikation nicht leichter fallen können. Von beiden Seiten waren wir nach diesem Gespräch sehr zufrieden und widmeten uns der weiteren Planung. Ich bekam viel Unterstützung. Sowohl von der Seite der Schule, die sich bereit erklärte, mir bei der Suche einer Gastfamilie behilflich zu sein, als auch von der Seite meiner Eltern (insbesondere meiner Mutter), die sich um Versicherungen und dergleichen kümmerten. In der Hinsicht konnte ich nicht viel mehr machen als (vielleicht nicht ganz so) fleißig Norwegisch zu lernen und zu hoffen, dass sich nun auch jemand bereit erklären würde, mich für das Jahr aufzunehmen.
Tatsächlich fand sich eine solche Familie erst am ersten Tag der Sommerferien, dafür hatte ich aber nicht einen Zweifel, dass ich mich bei ihnen im nächsten Jahr sehr wohl fühlen würde. Nach der ersten Videokonferenz führten wir einen regelmäßigen E-Mail-Austausch. Später dann über WhatsApp. Bahn und Fähre für meine Hinfahrt wurden gebucht und jetzt konnte ich nur noch warten.
Wie es weitergeht, erfahrt ihr in meinem nächsten Beitrag. Obwohl ich das alles schon erlebt habe, denke ich, dass hier ein guter Cut ist (auch Cliffhanger genannt) und so möchte ich euch nur noch eine letzte Sache mit auf den Weg geben: Wie ihr aus meiner Erzählung erkennen könnt, ist die gesamte Planung für mein Auslandsjahr wirklich auf den letzten Drücker geschehen und doch sitze ich jetzt gerade im Wohnzimmer meiner Gastfamilie auf dem Sofa und schreibe diesen Beitrag. Was ich damit sagen möchte? Wenn ihr etwas gerne tun möchtet, dann werdet ihr Mittel und Wege finden, dies zu erreichen. Glaubt an eure Träume und geht ihnen nach. Mein Auslandjahr ist das beste Beispiel dafür.
von Julie Poulain