Wir tauschen uns aus:
Norwegen
Ein Schüleraustausch dient nicht nur der sprachlichen und kulturellen Weiterbildung, sondern führt oft zu langen interkulturellen Freundschaften. Neben der Französisch- und Spanisch-Fachschaft hat nun auch der Englisch Fachbereich ein Austauschprogramm initiiert. Da sich im englischsprachigen Raum keine Partnerschulen fanden, findet unser Austausch mit einer Schule in Ålesund (Norwegen) statt, wobei Englisch als lingua franca fungiert.
Die Schüler (m,w,d) sind in Gastfamilien untergebracht und lernen neben der norwegischen Kultur auch die wunderschöne Landschaft (Berge, Seen, Fjorde) kennen.
Der erste Austausch fand 2023 statt: im April besuchten uns die Norweger und im September flogen wir dorthin.
Bei den Norwegern erfolgt der Austausch im Rahmen eines Erasmus-Programms, welches zur Zeit „Nachhaltigkeit“ zum Inhalt hat. Entsprechend werden die Aktivitäten in Stade und Ålesund geplant. Wir arbeiten noch daran, diesen Austausch auch mit der Erasmus-Förderung durchführen zu können.
2024
2023
Schüleraustausch Norwegen 2023 (4.9.-9.9.23)
Wenn ich diese Reise in einem Wort zusammenfassen müsste, würde ich vermutlich „Murphy`s law“ wählen. Norwegen ist wunderschön, die Menschen freundlich und entspannt. Leider begann unsere Misere bereits während der Anreise in Kopenhagen. Eine Aktion unserer Schüler hatte folgenschwere Konsequenzen: Zwei Schüler durften nicht weiterfliegen, der Flug verzögerte sich um eine Stunde und das Gepäck blieb zurück.
Die Aufnahme in Ålesund war herzlich, die zwei schwarzen Schafe flogen mit einer anderen Fluggesellschaft abends nach und wurden abgeholt. Das Gepäck kam kleckerweise. Zunächst hieß es, es käme erst am Donnerstag, dann erreichten 18 Koffer den Flughafen Ålesund am Dienstag und die restlichen neun kamen am Mittwoch. Unsere norwegischen Kollegen Ingeborg und Ruben organisierten einen Van und fuhren mehrfach zum Flughafen, möglichst ohne das Programm zu unterbrechen.
Montag (4.9.23) Ankunft und Zeit mit den Gastfamilien. Norweger reden gerne über das Wetter: Es war kalt und nass, der Anflug ruppig.
Dienstag Vormittag (5.9.23) waren wir in einem mittelalterlichen Museum. Die Kirche und Häuser waren zufällig von einem Bauern entdeckt worden. Mehrere Archäologen untersuchten daraufhin unterschiedliche Bereiche. Vermutlich haben 3000 Leute damals dort gelebt, da das „unberührte“ Weideland mehrere Kirchen und Häuser besaß. Wir lernten, dass vor Mitte des 15. Jh. die Zahlen auf dem Würfel nicht dem „Prinzip 7“ folgten (1+6, 2+5, 3+4), sondern beliebig angebracht waren, weil man an das Schicksal glaubte. Die Schuhe waren aus Pferdeleder. Zudem wurde ein uraltes Handelsboot ausgestellt, welches noch heute genutzt wird und auch von uns betreten werden durfte. Mittags gab es Pizza im Auditorium und wir wurden von der stellvertretenden Schulleiterin begrüßt, die uns das norwegische Schulsystem auf deutsch erklärte. Am Nachmittag ging es zum R.I.B. (kein Schreibfehler), einer Schnellboot-Fahrt durch den Fjord, die sehr an eine Achterbahnfahrt erinnerte. Ein absolutes Highlight für viele. Abends wurde am Strand gegrillt, was die Lehrer verpassten, da sie die erste Kofferladung abholten. Für alle Schüler ohne Koffer wurden Unterhosen und Strümpfe gekauft.
Am Mittwoch (6.9.23) ging es ins Aquarium, wo eine Gruppe Fisch-Nuggets herstellte, während die andere ein „Time-Race“ absolvierte – immer Norweger mit Deutschen zusammen. Neben Fischen gab es Otter, Seehunde und Pinguine zu sehen. Das Wetter wurde immer besser und nachmittags ging es ins Jugendstilmuseum (während die zweite Kofferladung abgeholt wurde). 1904 verbrannten fast alle Holzhäuser bei einem Feuer, 1906 wurde Ålesund aus Steinen im damaligen „Art nouveau“ -Stil wieder aufgebaut. Viele Häuser weisen die blumigen Ornamente des Jugendstils auf. Das Museum war früher eine Apotheker und der Besitzer sehr reich, was sich an Interieur und Fassade bemerkbar macht. Die Museumsführerin wies auf die Orientierung zum Orientalismus hin. Sehr lehrreich. Den Rest des Tages verbrachten die Schüler mit ihren Gastfamilien, wobei sich viele am Strand trafen. Wir Lehrer wurden zum Essen eingeladen und lernten den Fachbereichsleiter Eric kennen.
In Norwegen herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre. Alle reden sich mit Vornamen an (auch die Schüler die Lehrer) und es gibt mehrere sogenannte „Ruheräume“ mit kleiner Küche, in denen viel gelacht und geplaudert wird.
Donnerstag (7.9.23) war unser letzter Tag in Ålesund und es gab ein weiteres Highlight: Eine Busfahrt zum Geiranger Fjord mit anschließender Wanderung zum Storsæterfossen. Da die Fitness der Teilnehmer variierte, kehrten einige schon recht früh zurück und warteten in der Sonne auf die anderen. Einige schafften es bis zur Hütte, weitere bis zum Wasserfall und wieder einige bis zur Spitze. Ruben, Kollege und Reiseführer, führte den Trupp an und hatte viel zu erzählen, auch schon auf der Busfahrt zum Fjord. Im Geiranger Besucherzentrum gab es weitere Informationen zum Fjord sowie zur Unseco. (Der Austausch erfolgt von den Norwegern aus im Rahmen des Erasmus-Programms, welches zur Zeit das Thema „Nachhaltigkeit“ als Schwerpunktthema festgelegt hat.)
Freitag (8.9.23) mussten wir um 5.45 Uhr am Flughafen sein, was für einige Schüler Aufstehen um 3.00 Uhr morgens bedeutete, da ihre Gastfamilien weit entfernt, teilweise auf Inseln wohnen. Dementsprechend munter war die Truppe. Den Tag verbrachten wir in Oslo, das Gepäck wurde vom Hotel abgeholt. Erster Programmpunkt war das Kon-Tiki-Museum (als eines der 10 Highlights Oslos gepriesen), was durchaus interessant, jedoch nicht den Aufwand wert war. Anschließend gab es Freizeit bis 14.45 Uhr, dann nahmen wir an einer Führung durch die Akershus Festung, ein sehr großes Anwesen, teil. Aufgrund ihrer Lage und Bauweise hielt diese Festung neun Angriffen stand und wurde nur einmal eingenommen, als der Feind Helfer innerhalb der Festung hatte. Dieser norwegisch-schwedische Fürst (Knut?) wurde überlistet und ermordet, seine Leiche moderte 12 Jahre im ersten Gefängnis auf der Festung. Durch Eheschließungen wurde der Konflikt beigelegt. Obwohl die Festung als Gefängnis diente, wurden eine Zeit lang die Kronjuwelen dort aufbewahrt. Ein berühmter Dieb (Ole Heulandsen o.ä.) entkam mehrfach aus diesem Gefängnis, obwohl er in eine Einzelzelle (dem „Löwenkäfig“) gesteckt worden war. Auch die Nazis nutzten das Gefängnis, wo menschenunwürdige Bedingungen herrschten und wurden letztendlich selbst dort eingesperrt. Anschließend gab es Freizeit, der Großteil der Gruppe war jedoch so müde, dass er schon um 18.00 Uhr zum Hotel fuhr, die anderen nahmen den Zug kurz nach 20.00 Uhr.
Samstag, 9.9.23 – Abreise aus Oslo – warum sollte es heute keine Pannen geben? Wir erhielten die Auskunft, dass der Bus zum Flughafen um 7.43 Uhr führe, alle waren 7.30 Uhr fertig. Leider galt dies nur für den Wochentag-Fahrplan. Wir mussten bis 8.13 Uhr warten. Einer Schülerin wurde schlecht. Der Busfahrer bestand auf Barzahlung (ein Schüler hatte glücklicherweise noch genug Kronen). In jeder Kurve flogen die Koffer zwischen Wand und Tür. Das Mädchen erbrach sich, aber vorher konnten noch Tüten organisiert werden. Da der Flughafen in Oslo gut organisiert ist, konnten wir schnell einchecken (die Schüler sind inzwischen Profis) und waren pünktlich am Gate. In Kopenhagen hatten wir fast vier Stunden Aufenthalt. In Hamburg besorgte Frau Fuchs die Bahntickets, während wir auf unsere Koffer warteten. Alles kam an, die Züge wurden alle erreicht und um 18.00 Uhr waren wir müde, aber glücklich zurück in Stade.
Ulrike Nordholz