Nachgedacht über…: Pro und Contra: Handyregelung
Seit dem 9. Januar 2023 gelten nun die neuen Handyregelungen am Athenaeum: Man darf jetzt außerhalb des Schulgebäudes das eigene Handy benutzen. Vor Allem in den Pausen werden die Handys genutzt. Letztes Schuljahr, noch bevor die Handyregelungen in Kraft getreten sind, hatte ich noch einen Artikel über die Vor- und Nachteile von neuen Handyregelungen verfasst. Diesen hatte ich mit dem Fazit „Insgesamt wäre es gut wenn die Handyregelungen sich nicht zu sehr ändern, aber trotzdem ist es wichtig, dass wir in Zeiten der Digitalisierung auch Lockerungen der Handyregelung akzeptieren“ abgeschlossen. Nun, wo die neuen Regelungen gelten, möchte ich erneut ein Pro und Contra verfassen, um zu erkennen, ob sich meine Meinung nun verändert hat.
Zudem hat unser Lehrer Herr Mathews auch seine Meinung in einem Kommentar niedergeschrieben, sodass wir beide Seiten zu Wort kommen lassen.
Pro
Eine nützliche Funktion der neuen Regelung ist, dass man jederzeit auf die Uhr bzw. auch auf den Stundenplan schauen kann. So kann man in der Pause schnell herausfinden, in welchem Raum man nun Vertretungsunterricht hat, ohne zu einem der großen Bildschirme, auf welchen der Vertretungsplan angezeigt wird, laufen zu müssen. Dies ist besonders nützlich, da es auch die eventuelle Wartezeit vor den großen Bildschirmen erspart. Jederzeit die Uhrzeit herausfinden zu können, ist außerdem sehr vorteilhaft, wenn man sich in eher „abgelegenen“ Teilen des Schulhofs, wie dem Schulgarten, befindet und man noch Zeit für den Weg zum Klassenraum einplanen muss.
Contra
Wie man vielleicht erkennen kann, sehe ich mittlerweile deutlich weniger Vorteile an den Handyregelungen, als ich noch früher gesehen hatte. Das wird daran liegen, dass vieles in der Praxis nicht so passiert ist, wie ich davor vermutet hatte. So dachte ich zum Beispiel, dass durch Lockerungen der Handyregelungen der Umgang mit Medien positiv beeinflusst wird. Doch eine solche Verbesserung konnte ich nicht erkennen. Ich würde sogar schätzen, dass mindestens ein Drittel der jüngeren Schüler sich in den Pausen nur mit ihrem Mobiltelefon beschäftigt. Einen größeren Rückgang dieses Verhaltens konnte ich in den Monaten nach den Winterferien auch nicht beobachten. Außerdem ist es schon passiert, dass Schüler von anderen fotografiert und die Bilder in soziale Netzwerke gestellt wurden. So etwas darf nicht passieren, die Schule sollte schließlich für jeden einen sicheren Ort zum Lernen darstellen.
Mein Fazit
Tatsächlich hat sich an meinem früheren Fazit nicht viel geändert. Ich halte es immer noch für sinnlos, Handys komplett zu verbieten. Dennoch denke ich, dass die Regelungen erstmal nur noch für die älteren Jahrgänge gelten sollten, wie zum Beispiel nur für die Oberstufe. Vor allem die jüngsten beiden Jahrgänge können meiner Meinung nach zu großen Teilen noch nicht richtig mit dieser Freiheit umgehen.
von Julius Birkholz
So fördern wir Süchte
Wenn ich in den Pausen über den Schulhof gehe, sehe ich Kinder, die alleine auf ihr Handy starren und noch mehr Außenseiter und in ihrer eigenen Welt sind als vorher. Ich sehe Schüler, die keinen Partner mehr zum Bolzen haben, weil diese in einer großen Gruppe ein Video schauen und feixen – ob es sich nur um niedliche Katzen oder Gewalt handelt, weiß ich nicht – und ich kann es auch nicht kontrollieren. Was ich nicht sehe: Kinder, die reflektiert mit dem Medium Handy umgehen und auf Webuntis den Stundenplan einsehen. Es fühlt sich an, als hätten wir die Büchse der Pandora geöffnet – und sehen dem Treiben nun hilflos zu. Die insgesamt 50 Minuten Schulpause am Vormittag war wohl die bisher einzige Zeit des Tages für viele Schülerinnen und Schüler, in der sie bisher nicht daran dachten, ihre Zeit nun dringend sinnlos am Handy verbringen zu müssen. Diese Zeit sollten wir ihnen zurückgeben, es gibt Schlimmeres, als mit seinen Mitschülern zu spielen oder sich zu unterhalten – oder im schlimmsten Fall einfach mal mit sich und seinem Pausenbrot zu sein. Statt sich in den Pausen zu erholen, kommen die Schülerinnen und Schüler mitunter aufgekratzt und unkonzentriert wieder in den Unterricht. Ich sehe keinen Mehrwert. Im Gegenteil. Die Handynutzung in den Pausen und Freistunden richtet großen Schaden an. Kurioserweise sehen das viele Schülerinnen und Schüler ganz ähnlich. Das Argument, mit der Zeit gehen zu wollen, verfängt hier nicht. Es sei denn, mit der Zeit gehen heißt, mit der Zeit unterzugehen. So erziehen wir uns keine medienreflektierten Kinder, sondern fördern Süchte. Dass sich die Anzahl der Kinder, die mediensüchtig sind, gerade verdoppelt hat, sollte uns zu denken geben: Mediensucht bei Kindern hat sich während Corona verdoppelt | DiePresse.com Es ist ein Unterschied, ob man Handys sinnvoll im Unterricht nutzt und so Medienerziehung betreibt – oder ob man alles freigibt und die Kinder mit sich und ihrem Handy alleine lässt.
von Benjamin Mathews