Was macht eigentlich…: Herr Veit?

Entspannt und gutgelaunt, aber wie immer umtriebig und mit einem Longboard unter dem Arm kommt Herr Veit zum Fototermin ins Athe. Während er offiziell im Januar in den Ruhestand verabschiedet wurde, gab es auf unserer Homepage bisher noch keinen „Abschluss“. Das wollen wir nun nachholen, denn etwa 30 Jahre „Athe“ sind schon etwas Besonderes. Deswegen fragen wir Herrn Veit, was er nun eigentlich mit seiner freien Zeit so macht – und einiges mehr, bevor wir ihn dann endgültig in sein neues Leben verabschieden. Machen Sie es gut, Herr Veit!

Jugendreporterin: „Ich habe gehört, dass Sie sehr lange an der Schule waren, wie lange denn?

Andreas Veit: „Seit September 1994, aus der Heidelberger Gegend bin ich damals hierhergezogen.“

„Hat es ihnen gefallen, Fachobmann Musik zu sein und Musik und Religion zu unterrichten?“

„Klar. Dafür hatte ich mich ja beworben. Mehr als genug zu organisieren gab es immer mit zeitweilig zehn Musiklehrkräften und neben mehreren Chören auch AGs von Rockmusik bis Krummhorn-Gruppe. Krummhorn ist quasi die E-Gitarre der Renaissance und galt in der Entstehungszeit des Athenaeums, also vor über 425 Jahren, als besonders cool. Auch heute noch, wenn man’s kann. Zum 450. Bestehen der Stader Kaufleute- und Schifferbrüderschaft spielte 2006 eine Athe-Krummhorn-„Band“ Originalkompositionen aus deren Gründungsjahr. Zum Aufbau der Athe-Bigband mit 140 Auftritten, z. B. im Schneefernerhaus auf der Zugspitze, am Domplatz in Salzburg, auf Helgoland und gemeinsam mit Vincent’s Bigband im Stadeum, zur Einrichtung und Entwicklung der Bläser- und Streicherklassen ab der Jahrtausendwende kamen die Zusammenarbeit mit anderen Kulturträgern, um das Lernen im weiteren Rahmen möglichst lebendig anzuregen („Öffnung von Schule“) sowie ungezählte Opern- und Konzertfahrten. Mit der Athe-Bigband startete ich die Schulgottesdienste, zunächst in St. Wilhadi mit Gospelmusik und Pastor Golon. Mittlerweile werden diese Veranstaltungen von den Schülerinnen und Schülern der Schule eigenständig auf die Beine gestellt, in guter Gastfreundschaft bei der evangelischen Johannisgemeinde und der katholischen Heilig-Geist-Gemeinde. Beim ersten PISA-„Schock“ legte ich ein Konzept mit Schul-Labors und angeschlossenem Internat vor, um den MINT-Nachwuchs der Oberstufen überregional hier bei uns in Stade konzentrierter zu fördern. Mithilfe von Herrn Dr. Stange von der IHK wurde daraus die Herbstakademie.“

„Welche Erfahrungen haben sie gemacht, die Sie besonders toll oder schlimm fanden?“

„Vertrauen ist toll! Damit sollten wir fast alle Herausforderungen erfolgreich gestalten können. Schrecklich sind aus meiner Sicht z. B. Lockdown und die Aufforderung, sich voneinander zu distanzieren.“

„Wie hat sich die Schule im Laufe der Zeit verändert?

„Mir kommt es so vor, als gingen viele genaue, sogar kleinste und ständig neue Regelungen einher mit Einwirkung der Interessen und Berufe von außen. Unverändert finde ich das Lerninteresse und die Offenheit der Kinder. Allerdings scheint Erziehung (moderner ausgedrückt: soziales Lernen) für das Miteinander im Klassenzimmer mit der Zeit dringlicher zu werden.“

„Werden Sie ihre Zeit hier an der Schule vermissen?“

„Ja. Ich war sehr gerne hier. Das Athe war stets und unverbrüchlich ‚meine‘ Schule. Gelegentlich schaue ich gerne wieder vorbei.“

„Mir wurde auch bekannt, dass Sie etwas anders nach Ihrer Zeit als Lehrer anfangen wollen. Ist dies wahr?“

„Jederzeit gibt es eine Fülle von Aufgaben. Handwerklich möchte ich noch viel mehr hinzulernen…“

„Was werden sie mit in Ihrer freien Zeit machen? Haben sie irgendwelche Hobbys, welche Sie neu anfangen wollen oder weiterführen wollen?“

„Endlich komme ich mehr zum Lesen und habe mehr Zeit für Freundinnen und Freunde, die teils weiter weg wohnen. Zum Kontrabass-Spielen in Gruppen und Orchestern reise ich auch gerne etwas weiter, da habe ich ein straffes Programm und tolle Herausforderungen: Konzerte, Oper, Fernseh-Produktion, z.B. im Mai/Juni/Juli in Hessen, Bayern, Schleswig-Holstein, Wien, Berlin, Hamburg und Baden-Württemberg… Und das Longboard-Fahren will auch stärker geübt werden… Zudem kann ich viel Liegengebliebenes endlich anpacken, dann ist da der Sommer und der Garten…“

„Was war denn der Hauptgrund, weshalb Sie die Schule verlassen haben?“

„Mit der Familie möchte ich mehr Zeit verbringen, auch mit unseren Eltern. Und, klar, zum Verlassen der Schule gibt es auch Hilfreiches.“

„War es denn rückblickend die richtige Entscheidung?“

„Ja. Leicht fiel es mir aber nicht, denn ich bin sehr gerne Musik- und Relilehrer! Diesen festen Berufsplan tat ich bereits vor meiner Einschulung allen kund, die sich mehr oder weniger pädagogisch erkundigten, was Klein-Andreas denn später werden wolle, wenn er groß ist. Irgendwelche Tage zählen? Das habe ich nie gemacht, schon gar nicht am Ende meiner Dienstzeit. Schule bietet gute Möglichkeiten, zusätzlich etwas aufzubauen. Das Schielen auf die „vielen“ Ferien kann dabei keine Rolle spielen, ähnlich wie bei anderen anspruchsvollen Berufen. Und immer wieder braucht es Energie, grimmige und überkommene Vorurteile gegenüber Schule möglichst leicht zu nehmen. Diesen sehr sinnvollen und sehr anspruchsvollen Beruf übe ich sehr gerne aus, wenn das Umfeld stimmt.“

„Haben Sie irgendwelche Hoffnungen auf Ihr Leben nach der Lehrerzeit oder für die Schule, wie sie sich weiterentwickeln sollte?“

„Auch nach der Schulzeit sehne ich weiterhin Frieden in der Welt herbei und spüre den Anspruch des biblischen Schöpfungsauftrages: Bebauen und Bewahren (mein Tafelanschrieb: „b`n`b“). Dem Schulalltag wünschte ich weniger paragraphengesteuert wirkende Erledigungen und weniger negativ vergleichenden Leistungszwang, dafür noch viel mehr gemeinsame Zeit zum Entdecken, zum Interesse-Entwickeln, kurz: zum Lernen mit Kopf, Herz und Hand. Mit möglichst viel Spaß und (auch kleinen) Erfolgen. Besonders der Athe-Musik wünsche ich einen guten Klang!“

„Vielen Dank und alles Gute!“

von Gabby Lieder

Skip to content