Athe-International: Tagebuch eines Auslandjahres: Weihnachtszeit in Norwegen

Um euch trotz Klausurenphase ein wenig in Weihnachtsstimmung zu bringen, will ich euch gerne davon berichten, wie ich letztes Jahr, während meines Auslandjahres, die Weihnachtszeit in Norwegen verbracht habe. Immerhin ist Norwegen für seine verschneiten Winter bekannt, genau wie wir uns Weihnachten jedes Jahr fürs Neue wünschen. Leider muss ich euch in diesem Punkt aber enttäuschen, denn durch sein maritimes Klima hat es in Stavanger nicht viel mehr geschneit als bei euch in Stade. Und auch, wenn der Morgen des 24. Dezembers einer der wenigen war, an dem weiße Flocken vom Himmel fielen, so blieben diese leider nicht bis zum Abend liegen. Nun wollte ich euch aber in weihnachtliche Stimmung bringen und nicht weiter deprimieren, darum lest gerne weiter.

Denn auch, wenn Heiligabend leider kein weißer war, so fiel schon im November das erste Mal Schnee und auch die Sicht auf schneebedeckte Berge konnte zu dem Zeitpunkt schon genossen werden. Nun soll es aber eigentlich nicht um Schnee gehen, sondern um Weihnachten. Hier findet sich aber eine schöne Überleitung: In der letzten Novemberwoche fuhren mein Gastvater und ich in das zweite Ferienhaus, das wir hier besaßen und welches in der Telemark (ungefähr fünf Stunden Fahrt von Stavanger entfernt) liegt. Schon auf dem Weg dorthin wurde schnell klar, dass Mitte- und vor allem Ost-Norwegen sehr viel beschneiter war als unsere Küstenstadt. Mal mehr, mal weniger Schnee lag am Straßenrand, auf den Bergen konnten wir immer etwas sehen. Als ich dann für eine Stunde im Auto einschlief und wieder aufwachte, befanden wir uns im reinsten Winter-Wunderland. Schneewehen lagen auf der Straße und auf den Bäumen drückte der Schnee die Äste hinab. Wir konnten einfach nicht anders, als Weihnachtsmusik anzumachen, denn so weihnachtlich aussehen würde es für uns in Stavanger wohl nicht mehr.

Das Wochenende in den Bergen nutzte ich dann auch, um Vanillekipferl zu backen, welche ihrerseits aber durch und durch deutsche Plätzchen sind und mit der norwegischen Weihnachtstradition nicht sonderlich viel am Hut haben. Diese lernte ich erst eine Woche später kennen, als allesamt anfingen, Garten und Haus mit Lichterketten zu schmücken und meine Gastmutter schwere Geschütze bei der Dekoration des Hauses auffuhr. Sie holte dafür ein Dutzend bis zum Rand gefüllte Kisten vom Dachboden. Und obwohl dies eine ziemliche Menge ist, sah es nicht „to much“ aus, sondern tatsächlich einfach nur angenehm weihnachtlich.

Seit dem ersten Dezember dann begannen meine Gasteltern und ich damit, zwei Serien-Adventskalender zu gucken, von denen an jedem Tag eine neue Episode herauskam. Eine dieser Serien war auf Norwegisch, die andere auf Dänisch und so kam ich dazu, trotz der meist unsynchronisierten Filme, auch mal etwas zu sehen, das nicht englischsprachig war. Meine Gastmutter hatte mir zudem einen kleinen Adventskalender mit Schokolade gemacht und, obwohl in Norwegen kein Nikolaus gefeiert wird, mir auch zu diesem Anlass etwas im Stiefel versteckt. In der mit Lichterketten behangenen Nachbarstadt Sandes sind wir zudem zum Weihnachtsshoppen gegangen, obwohl wir am Ende mehr für und selber gefunden hatten als für andere…

Und dann, zum selben Zeitpunkt wie bei euch auch, haben uns die Minusgrade überfallen und der erste richtige Schnee hat über Tage hinweg die Stadt in ein heimeliges Weiß gekleidet. Spätestens dann kam bei mir so richtig die Weihnachtsstimmung hervor, wie ich sie seit meiner Kindheit nicht mehr gespürt hatte. Dies ist mit Sicherheit meiner Gastmutter zu verdanken, die sich alle Mühe gab, die Weihnachtszeit so traditionell wie möglich zu gestalten. Alleine, wenn ich daran zurückdenke, werde ich ganz nostalgisch und hoffe, ihr seid es auch ein wenig geworden.

Somit wünsche ich euch also: Frohe Weihnachten!

Oder wie man auf Norwegisch sagen würde: God Jul!

von Julie Poulain

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