Athe-Rückblick: Praktikum im Jahrgang 9
Leere Klassenräume mit hochgestellten Stühlen und weniger Schüler auf dem Schulhof. Was genau ist hier los? Vom 03. bis zum 14. März erhielt der gesamte neunte Jahrgang die einzigartige Chance, einen Einblick in den Beruf ihrer Wahl zu erlangen. Die einzige Vorgabe lautete, dass das Praktikum in einem sozialen oder handwerklichen Betrieb stattfinden sollte. Wir, zwei Schülerinnen der 9fl, haben einige Erfahrungen gesammelt, die wir nun gerne mit euch teilen würden, um euch über unsere praktischen Erkenntnisse zu informieren. Wir haben uns jeweils für einen Praktikumsplatz im Kindergarten und Altenheim entschieden und können daher aus der Sicht des sozialen Bereichs berichten.

Im Altenheim, der K&S Seniorenresidenz in Stade, konnte ich einen informativen Einblick in den Beruf als Alltagsbegleiterin erhalten. Es war eine willkommene Abwechslung vom Alltag in der Schule und insgesamt hatte ich gute sowie weniger gute Erfahrungen. Mich hat es positiv überrascht, wie freundlich die Mitarbeiter mit mir umgegangen sind und wie dankbar die Pflegebedürftigen waren. Das Gebäude hatte eine sehr schöne Einrichtung, aber um ehrlich zu sein, habe ich mich ständig nur verlaufen, weil alles gleich aussah. Ein wenig enttäuschend war zu Anfang die lange Wartezeit auf den Rückruf der Bewerbung, ich musste häufig nachfragen, um endlich ein paar Antworten auf meine Fragen zu bekommen. Zusätzlich war es teilweise eine echte Belastung, mit den psychisch kranken und dementen Menschen dort klarzukommen. Es kam einige Male vor, dass irgendwer im Altenheim herumgeschrien hat. Wenn man sich also für diesen Beruf entscheidet, muss man so etwas abkönnen. Abgesehen davon war ich jeden Tag ziemlich kaputt und froh, endlich zu Hause zu sein. Meine Arbeitszeiten gingen von 9:00-15:00 Uhr, daher war es sehr schön, morgens nicht so früh aufstehen zu müssen. Was mich am meisten gestört hat, war, dass es insgesamt ziemlich langweilig war, da ich immer die gleichen Aufgaben erledigen musste und es kaum Abwechslung in dem Beruf gab. Trotzdem bin ich froh, das Praktikum dort gemacht zu haben, da ich einen sehr guten Einblick bekommen konnte. Nun kann ich aber mit Sicherheit sagen, dass diese Arbeit überhaupt nichts für mich ist.
von Anouk Lenk
Bilder: Homepage K&S Altenheim (https://stade.ks-gruppe.de/residenz/

Als Praktikantin im Kindergarten, der AWO-Kita Stade, war ich in der Lage, viele verschiedene Facetten und Aspekte des Alltags als Erzieherin kennenzulernen. Allerdings stellte das Praktikum einen großen Unterschied zum Schulalltag da, was in den ersten Tagen sehr ungewohnt war, wodurch ich mich erst an die Veränderungen gewöhnen musste. Es gab keine Klassenarbeiten, für die ich zu lernen brauchte und keine nervigen Hausaufgaben, die täglich fällig wurden. Meine Arbeitszeiten waren täglich von acht bis fünfzehn Uhr und deckten sich mit denen der dort angestellten Fachkräfte. Falls man sich für den Beruf als Erzieher oder Erzieherin entscheiden sollte, muss man definitiv resistent gegen Lautstärke und Stress sein. Zudem sollte man sich im Klaren darüber sein, dass der Job psychisch anstrengend ist und man vieles gleichzeitig tun muss. Zwar haben sich einige Aufgaben wiederholt, aber in der Kita herrschte stets eine angenehme positive Arbeitsatmosphäre und die Arbeit im Team hat mir viel Spaß gemacht. Mein persönliches Highlight war auf jeden Fall die pädagogische Arbeit mit den Kindern, obwohl mir der Abschied aufgrund der zunehmenden emotionalen Bindung mit den Kindern sehr schwergefallen ist. Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass ich gemeinsam mit einer anderen Praktikantin eine eigene Bastelaktivität zum übergeordneten Thema Ostern durchführen durfte. Insgesamt kann ich festhalten, dass mir durch die Möglichkeit des Schülerpraktikums im Jahrgang 9 ein schöner Einblick in die Berufswelt geboten wurde und ich mir ein einheitliches Bild von dem Job als Erzieher machen konnte. Es hat mir auf jeden Fall bei der zukünftigen Berufswahl geholfen. Denn nun weiß ich, dass ich mir einen Beruf im sozialen Bereich zwar vorstellen kann, aber nicht unbedingt als Erzieherin arbeiten möchte, nicht zuletzt aufgrund der hohen zu tragenden Verantwortung.
von Stine Corleis
Im Folgenden haben wir zwei Interviews mit unseren Ansprechpartnern während des Praktikums vorbereitet:
Name: Bianca Wustmann
Beruf: Altenpflegerin
Jugendreporterin: Was sind in Ihren Augen wichtige Merkmale, über die eine Alltagsbegleiterin oder ein Alltagsbegleiter unbedingt verfügen muss?
Bianca: „Definitiv Empathie und Interesse für den Job.“
Was fasziniert Sie an ihrer Arbeit?
„Auf jeden Fall die Arbeit mit Menschen.“
Ist der Beruf in Ihrem Hause stressig und gibt es Personalmangel?
„Nein, es ist überhaupt nicht stressig und wir haben auch keinen Personalmangel.“
Warum lohnt es sich aus Ihrer Sicht, diesen Beruf zu wählen?
„Weil man den alten Menschen viel gibt und gleichzeitig so viel Dankbarkeit zurückbekommt. Man kann so an ihrer Freude teilhaben, das ist einfach schön.“
Mit welchem Gefühl fahren Sie morgens zur Arbeit und mit welchem nachmittags wieder nach Hause?
„Mit einem guten Gefühl, ich fahre sogar in meiner Freizeit zur Arbeit, weil ich es liebe, dort zu sein.“
Haben Sie drei Wünsche bezüglich Ihres Jobs?
„Nein, es ist gut so, wie es ist.“
Vorname: Miriam Fröhlich
Beruf: Erzieherin
Jugendreporterin: Was sind in Ihren Augen wichtige Merkmale, über die ein Erzieher oder eine Erzieherin unbedingt verfügen muss?
Miriam: „Auf jeden Fall Empathie und ein gewisses Maß an Freundlichkeit gehört auch auf jeden Fall dazu. Man sollte auch über die Fähigkeit verfügen, über sich selbst zu lachen, da die Kinder einen häufig zum Affen machen.“
Ist es stressig, in einem Bereich zu arbeiten, der einen immensen Personalmangel hat?
„Auf jeden Fall, allerdings sind in dieser Kita alle Stellen besetzt, das erleichtert einiges. Nicht nur der Personalmangel verursacht Stress, sondern auch der Lärm in den kleinen Gruppenräumen mit vielen Kindern ist manchmal etwas anstrengend.“
Warum lohnt es sich vielleicht trotzdem, den Job des Erziehers zu wählen und was fasziniert Sie an dem Job als Erzieherin und der Arbeit mit Kindern?
„Das Gehalt ist eher kein Kriterium, aber Kinder haben oft einen ganz anderen Blick auf die Dinge, ich finde es total schön, die Entwicklung zu beobachten und vor allem mitzuerleben. Als Erzieher oder Erzieherin ist man stets dabei, wenn die Meilensteine der Kinder eintreten, das ist jedes Mal aufs Neue wieder faszinierend.“
Was halten Sie davon, dass der Job als Erzieher sowohl in der Ausbildung als auch in der Praxis als unterbezahlt gilt und ist das wirklich so?
„Ja, das kann man schon sagen. Als Erzieher oder Erzieherin leistet man schon viel. Man fungiert als Kommunikator, Krankenschwester und einfach auf einer vielfältigen Ebene, dafür ist das Gehalt nicht wirklich gerechtfertigt. Allerdings komme ich mit meinem Einkommen gut klar.“
Mit welchem Gefühl fahren Sie morgens zur Arbeit und mit welchem nachmittags nach Hause?
„Ich bin ehrlich, morgens weiß ich oft nicht, was der Tag bringen wird. Aber wenn ich abends nach Hause komme, habe ich ein wohliges Gefühl, weiß, dass ich viel geschafft habe. Ich konnte den Kindern etwas beibringen und Probleme lösen. Der Alltag als Erzieher oder Erzieherin ist komplett unterschiedlich und nicht wie im Büro, wo jeden Tag die gleiche Akte auf einen wartet.“
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären das in Bezug auf Ihren Job?
„Oh, da fällt mir nicht so viel ein, eigentlich bin ich ziemlich zufrieden. Vermutlich eine kleiner Gruppengröße oder neues Gruppeninventar wie eine neue Wandfarbe oder einen Schrank. Und ich würde mir wünschen, dass die Kinder so fröhlich und positiv bleiben, wie sie sind.“
von Anouk Lenk und Stine Corleis