Nachgedacht über…: Lebensmittelverschwendung –Was können wir dagegen tun?

Vor den Ferien hatte ich angesichts der etwas problematischen Lage am Athe ja schon einen Artikel zum Thema Lebensmittelverschwendung geschrieben. Aus Zeitgründen, aber auch um den Rahmen des Formats nicht zu sprengen, konnte ich dabei nicht alle interessanten Informationen und Gedanken, die ich dazu hatte, einbinden. Aber gerade eine Frage finde ich dann doch sehr wichtig zu besprechen, nämlich, was man am besten tun kann, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Bei meiner Recherche habe ich immer wieder gute Inhalte dazu gefunden, aber da ich mich im Artikel erstmal auf das vorliegende Problem konzentrieren wollte, haben die Lösungsansätze dort leider fast gar keinen Platz gefunden. Vielleicht aber auch gar nicht so schlecht, denn jetzt habe ich mich entschieden, ihnen hier nochmal einen eigenen Beitrag zu widmen.

Dass wir alle versuchen sollten, möglichst weniger Lebensmittel wegzuschmeißen, wird sicherlich erstmal jedem einleuchten. Doch erst, wenn man sich das Ausmaß der Problematik anschaut, kann man auch verstehen, wie kritisch die Situation eigentlich ist und wie wichtig es ist, zu handeln. Daher hat es mich auch sehr gefreut, zu sehen, wie viele Beiträge es im Internet in Sachen Lösungsansätze gibt. Auch, wenn ich mich schon vorher mit dem Thema beschäftigt habe, war es doch überraschend zu sehen, dass es scheinbar mit der Zeit immer mehr Initiativen von verschiedenen Seiten und in ganz unterschiedlichen Formen gibt. Im Netz finden sich viele Beiträge von Influencer:innen und Aktivist:innen, die sich in Artikeln, Blog-Einträgen oder Videos mit dem Thema beschäftigen und Tipps und Lösungen anbieten. Jetzt habe ich mich aber vor allem mal nach den Handlungsansätzen umgeschaut, die die Politik und öffentliche Organisationen zu bieten haben. Da es mittlerweile wirklich eine ganze Menge verschiedener Ideen und Projekte gibt, die gute Lösungen bieten wollen, kann ich natürlich auch nicht alles mit einbeziehen, aber ich wollte mir zumindest mal einen Überblick darüber verschaffen, was in Deutschland so passiert, um der Problematik entgegenzuwirken. Jedem, der sich dafür interessiert, kann ich sehr ans Herz legen, selbst mal zu schauen.

Was in gewisser Weise über allem steht, ist die Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Sie ist die offizielle Strategie für Deutschland und geht auf zwei der in der Agenda 2030 festgeschriebenen Ziele zurück, nämlich einmal, Lebensmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und außerdem, die Lebensmittelverluste entlang der Produktionskette zu verringern. Der Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung ist also für die ganze EU ein wichtiges Thema, zumindest offiziell. In Deutschland wird politisch aber tatsächlich auch schon einiges getan. Um eine Grundlage für zukünftige Verbesserungen zu schaffen, ist die Erfassung von Lebensmittelabfällen in allen Sektoren ein wichtiges Element, das Expert:innen aus Politik und Wissenschaft zukünftig noch mehr nutzen wollen. Basierend darauf sollen dann Problemschwerpunkte und besonders betroffene Bereiche identifiziert und konkretere Lösungen erarbeitet werden. Die nationale Strategie wird mithilfe neuer Erkenntnisse kontinuierlich weiterentwickelt. Die Lebensmittelabfälle sollen entlang der gesamten Versorgungskette reduziert und dabei branchenspezifische Strategien gefunden werden.

Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung ist laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, in die alle Sektoren eingebunden werden sollen. Für Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft gibt es konkrete Pläne, aber auch die Zivilgesellschaft ist angehalten, ihren eignen Beitrag zu leisten. Auch wenn das Problem nach wie vor ein strukturelles ist, haben die politischen Verantwortlichen zumindest eine ausgeklügelte Strategie, mit der sie auch ziemlich transparent umgehen. Auf der Internetseite des Bundesministeriums sind die Pläne für alle sichtbar, gut veranschaulicht mithilfe von Grafiken. Die Strategie ist in verschiedene Handlungsfelder eingeteilt, die aufeinander aufbauend umgesetzt werden und alle wichtigen Akteure mit einbinden. Damit wird letztendlich auch ein struktureller Wandel skizziert, der das Problem nach und nach eindämmen soll. Ein Bund-Länder-Gremium übernimmt die Steuerung des Projekts, unterstützt durch eine Arbeitsgruppe aus verschiedenen Expert:innen und spezielle Dialogforen in jedem Sektor. Dadurch sollen ein besserer Austausch und mehr Aufmerksamkeit für das Thema gefördert werden.

Die Bundesregierung fördert außerdem die Entwicklung digitaler Lösungen und Möglichkeiten, übergebliebene Lebensmittel weiterzugeben, zum Beispiel an gemeinnützige Organisationen. Außerdem werden 1,6 Millionen Euro in Forschungsprogramme investiert, um etwa Ressourceneffizienz oder Lebensmittelverarbeitungsprozesse zu verbessern. Im Wirtschaftssektor sollen außerdem unternehmensspezifische Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt werden, die mit Maßnahmen wie verbessertem Monitoring der Kühlkette, Mitarbeiterschulungen und bessere Lagerungsoptionen helfen sollen. Unter anderem sollen auch Verkaufsoptionen für den Einzelhandel entwickelt werden, die es ermöglichen sollen, sich besser an die individuellen Bedarfe der Kund:innen anzupassen. Dadurch können zu große Einkaufsmengen und überschüssige Lebensmittel, die dann im Abfall landen, vermieden werden. Wissenschaftseinrichtungen haben dabei vor, mehr praxisnahe Forschung zu betreiben, die durch internationale Zusammenarbeit verbessert werden soll. Je mehr Daten erhoben werden, desto besser können spezifische Lösungen entwickelt werden. Solche Innovationen könnten zum Beispiel verbesserte Verpackungen sein, die die Lagerfähigkeit von Lebensmitteln verlängern, Optimierungen der Kühlkette und der Lagerungsbedingungen. Die Entwicklung neuer Verarbeitungsmethoden und ressourcenschonender Herstellungsprozesse kann die Verluste an Lebensmitteln mindern, die in der Produktion anfallen. Auch digitale Mittel wie KI können helfen, indem sie die Erhebung von Daten und das Erstellen von Prognosen übernehmen. Um die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf das Thema zu lenken, wurde vom Bundesministerium 2012 die Initiative Zu gut für die Tonne! gestartet. Sie umfasst verschiedene Projekte, Aktionen und Aufklärungskampagnen. Auf der dazugehörigen Internetseite findet man viele Informationen und Tipps aber auch Rezepte und konkrete Ideen, wie man Lebensmittel verwerten kann. Im Rahmen der Initiative wurden aber auch schon einige Aktionswochen und Wettbewerbe gestartet, die die Bevölkerung direkt dazu aufrufen, selbst aktiv zu werden und sich im eigenen Umfeld nach Möglichkeiten umzusehen. Beispiele dafür sind die MHD-Challenge und die jährlich stattfindende bundesweite Aktionswoche des ZEHN (Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen) oder auch die Aktion Gelbes Band, bei der Bäuer:innen sich anmelden können, damit Interessierte die Möglichkeit haben, kostenlos übrig gebliebenes Obst von ihren Bäumen pflücken, das sie selbst nicht verwerten können. Bei den Aktionswochen des ZEHN oder des BMEL sind alle Interessierten aufgerufen, sich etwas Eigenes zu überlegen, wie kleine Projekte oder auch Beiträge in Text- oder Videoform, die sich mit dem Thema beschäftigen.

All die innovativen Ideen und die ausführlichen Informationen sind in meinen Augen schon sehr beeindruckend und vor allem wichtige Schritte zu einer größeren Aufmerksamkeit in der Gesellschaft. Aber kommen die Maßnahmen auch da an, wo sie wirken sollen? Angesichts der Beobachtungen an unserer Schule, aber auch der Studienergebnisse, die ich mir angeschaut hatte, habe ich den Eindruck bekommen, dass die Maßnahmen zwar durchaus ambitioniert sind, dass aber mitten in der Gesellschaft, wo die meisten Abfälle entstehen, nur wenig davon ankommt. Wie sonst sollen bei all den engagierten Vorhaben die erschreckenden Daten zu erklären sein? Natürlich sind viele der Aktionen noch nicht sehr alt und die Studien entstanden, bevor sie ins Leben gerufen wurden. Doch auch aktuelle Beobachtungen zeugen davon, dass die Ausmaße der Abfallvorkommen, wenn überhaupt, nur sehr langsam zurückgehen. Bei der Recherche bin ich auf Umfrageergebnisse gestoßen, die meine Befürchtungen bestätigt haben. Es ist wirklich toll, dass für das Bewusstsein der Menschen so viel getan wird, aber die meisten haben das Problem wahrscheinlich gar nicht auf dem Schirm. Zurzeit ist es leider so, dass man fast nur an die Materialien kommt, wenn man selbst aktiv danach sucht. In letzter Zeit wird die mediale Präsenz zwar mehr und mit dem Erstarken der Nachhaltigkeitsbewegung rückt auch das Thema Lebensmittelverschwendung mehr in den Fokus. Organisationen und Verbände tun merkbar mehr, um die Bevölkerung auf das Thema aufmerksam zu machen, aber reicht das auch? An Informationsmaterial und hilfreichen Tipps mangelt es eigentlich nicht. Was fehlt, sind eher Chancen, überhaupt mit dem Thema in Berührung zu kommen. Meiner Meinung nach müssten Menschen ihm öfter in ihrem Alltag begegnen, um wirklich einen Blick dafür zu bekommen. Mögliche Lösungen dafür könnten zusätzliche Informationen auf Verpackungen sein, Aufklärungskampagnen, die direkt in Supermärkten oder anderen Einrichtungen, aber auch vielleicht in sozialen Medien stattfinden. Bessere Aufklärungsarbeit in Schulen würde junge Menschen schon früh für das Thema sensibilisieren und ihren Umgang mit Ressourcen und Ernährung positiv beeinflussen. Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit sind für Menschen aller Altersgruppen wichtig, in Zukunft noch viel mehr als heute. Man kann noch so viele Angebote dafür bereitstellen, was aber erst wirksam werden kann, wenn die Leute auch beginnen, sich dafür zu interessieren. Das gilt für viele Themen, aber hier ist mir wieder mal aufgefallen, dass der erste Schritt zunächst sein sollte, das Thema möglichst allen Menschen ins Bewusstsein zu rufen. Deswegen ist es auch umso besser, dass sich nicht nur die Politik für das Thema einsetzt, sondern auch viele Aktivist:innen und Influencer, die sich privat damit beschäftigen. Im Internet gibt es mehr und mehr Beiträge, ähnlich den Initiativen der Verbände und des BMEL. Im Gegensatz zu denen sind sie aber noch etwas näher an den Konsument:innen, gerade jüngeren. Mehr Beiträge wie diese könnten sicher auch einen positiven Wandel in der Gesellschaft begünstigen.

Die Maßnahmen in Politik und Industrie klingen zwar sehr sinnvoll, müssen aber auch erstmal nach und nach umgesetzt werden, was wohl nicht ganz so einfach sein wird, da es zurzeit wirklich viele andere Themen mit höherer Priorität gibt. Genau deswegen will ich mich noch einmal den Aktiven anschließen, die immer wieder daran erinnern, wie wichtig es ist, Lebensmittel wertzuschätzen. Jeder einzelne von uns kann durch eigene Entscheidungen im Alltag ganz einfach einen positiven Beitrag leisten. Warum genau das so wichtig ist, habe ich ja schon im letzten Artikel aufgegriffen. Da es wirklich nicht schwer ist, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, wollte ich aber auch nochmal auf einige Ideen zur Umsetzung eingehen. Dazu gibt es im Internet wie gesagt viele tolle Beiträge, von denen ich euch direkt einige weiterempfehlen kann.

https://www.welthungerhilfe.de/aktuelles/blog/10-ideen-gegen-lebensmittelverschwendung/

https://nachhaltig-sein.info/ernaehrung/18-tipps-gegen-lebensmittelverschwendung-essen-retten-muell-vermeiden

Kurz gesagt ist es aber immer schonmal ein guter Ansatz, sich um das Thema einmal Gedanken zu machen. Wenn man weiß, wofür man etwas macht und die Hintergründe versteht, ist es gleich viel leichter, etwas dafür zu tun. Durch die Reduzierung von Lebensmittelabfällen kann man allem voran Ressourcen schonen und die Umwelt schützen, damit aber auch dafür sorgen, dass weniger Rohstoffe und Anbauflächen verloren gehen, die dann die Nahrungsproduktion für mehr Menschen ermöglichen. Wichtig ist es daher auch, Lebensmittel grundsätzlich wertzuschätzen und zu versuchen, Sinn und Nutzen in ihnen zu sehen, auch wenn sie vielleicht nicht ganz perfekt aussehen oder schon etwas länger herumliegen. Manchmal erfordert das etwas Kreativität oder zusätzliche Überlegung, aber am Ende lohnt es sich. Für einen kleinen Vorgeschmack sind hier schonmal drei der wichtigsten Tipps:

  1. Einkäufe und Kochen besser planen um zu vermeiden, dass man mehr kauft oder kocht, als man verwenden kann.
  1. Mehr von Obst und Gemüse verwenden, also möglichst weniger wegschneiden und weniger wegschmeißen.
  1. Reste weiterverwerten, also kleine Portionen oder einzelne Zutaten, die sonst weggekommen wären für etwas anderes verwenden oder etwas Neues daraus kochen.

 

Vielen Dank fürs Lesen! Ich hoffe wirklich, dass sich in Zukunft noch mehr Leute für dieses oft unterschätzte aber sehr gravierende Thema interessieren und Lust bekommen, etwas dagegen zu unternehmen!

Quellen:

https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/gfk-studie.html

https://www.zehn-niedersachsen.de/thema/244_Lebensmittelwertsch%C3%A4tzung

https://www.openscience.or.at/hungryforscienceblog/soziale-medien-und-ki-neue-strategien-gegen-lebensmittelverschwendung/

von Kari Wenk

Skip to content